Spiranthes aestivalis (Poir.) L. C. Rich.
Leider kommt die großblütigste Spiranthes-Art
Deutschlands nur noch ausge-
sprochen selten in Baden-Württemberg und Bayern vor,
alle nördlicheren Standorte
sind bereits erloschen. Spiranthes aestivalis ist akut vom Aussterben bedroht.
Das Vorkommen von Spiranthes
aestivalis ist auf das ganzjährig ausreichende
Vorhandensein nährstoffarmen Wassers begrenzt.
Diese Voraussetzungen liegen nur in wenigen Quellgebieten und Flachmooren
oder
seltener an naturbelassenen Bach-, Fluss- und
Teichufern vor.
Spir. aestivalis ist eine echte Sumpfpflanze nährstoffarmer Biotope.
Der Boden mir bekannter Biotope besteht zum größten Teil aus Sand und
feinem Kies
welcher mit wenigen Sinkstoffen (sehr feinem schwarzen Humus)
durchsetzt ist.
Der Bewuchs der Biotope ist, sieht man von niedrigen Moosen
ab, als schütter zu bezeichnen.
Die äußeren Bedingungen eines typischen mediterranen Fundortes (SF Dep. Var) am 3.4.99
seien exemplarisch genannt:
Fundort: Uferbereich eines Flusslaufes mit Hangaustrittswasser (quellgespeist)
(Frühjahrsmessungen und Beprobung)
Lufttemperatur: 24,9° C
Flusswassertemperatur: 11,8° C
Substrattemperatur im Wurzelbereich:
21,0° C
Salzgehalt
Flusswasser: 420
µS
Salzgehalt
Wurzelbereich 100 µS
Bodenprobe aus Pflanzennähe
Bodenart: Sand (S)
pH-Wert in CaCl2 6,4
Stickstoff (N) mg/100g < 0,1
Phosphor (P2O5) in CAL mg/100g <1
Kalium (K2O) in CAL mg/100g 4
Magnesium (Mg) in CaCl2 mg/100g 12
Direkte höhere Begleitpflanze: Serapias
lingua L.
Im eigentlichen Flussbereich waren keine Spiranthes
aestivalis zu finden!
Ausgesprochen interessant war das Auffinden von Isoetes
histrix an einem weiteren
Fundort.
Bei Spir. aestivalis wird mindestens eine neue Rübe je
Vegetationsperiode gebildet.
Die Rüben haben die Form unserer Speisewurzel und sind von
weißlich-gelblicher Färbung. Die
Dicke bzw. Breite oben am Rübenhals beträgt bis ca. 2,5 cm und die Länge
bis ca. 6 cm.
Der Wurzelraum, den die Pflanze einnimmt, entspricht dem doppelten Durchmesser
der
oberirdischen Pflanzenteile.
Als echte Sumpfpflanze benötigt diese Spezies ganzjährig nasse Bedingungen.
Diese sind in Kultur
dadurch zu erreichen, dass man ein vollsonniges Sumpfbeet aus
Sand : Kies : Perlite (grob) (1 : 1 : ½) + 10 % calciumhaltiger Bims
für die Pflanzen anlegt (wie am Naturstand mit einem maximalen Salzgehalt
von circa
100 µS, welches ungefähr 62,5 mg Salz/l Substrat entspricht).
Spir. aestivalis ist in Mitteleuropa bedingt winterhart.
Der Generationswechsel nach einer asymbiotischer Aussaat beträgt maximal 3 Jahre.
Die Gesamtlebensdauer von Kulturpflanzen beträgt unter guten Bedingungen circa 5 bis 6 Jahre, bei der
Bildung von „Horsten“ auch länger!
Aktuell genießt Spiranthes aestivalis den höchsten Schutz innerhalb der
Europäischen Gemein-
schaft (Anhang A). Dies ist aufgrund ihrer speziellen
Standortansprüche:
- nährstoffarmer neutraler bis kalkhaltiger Boden
- dauerhaft feuchte bis nasse Bedingungen
- keine bis geringe Konkurrenz durch andere Vegetation
mehr als angebracht.
Die wenigen noch verbliebenen Standorte müssen erhalten bleiben!
Literatur:
Buttler,K.P.: Orchideen; Mosaik Verlags GmbH 1986
Presser,H.: Die Orchideen
Mitteleuropas und der Alpen; ecomed 1995
Eine exzellente Adresse für französische Orchideen der Provence incl. des
Vorkommens von
Spiranthes aestivalis
ist:
http://perso.wanadoo.fr/pm.blais/presentation.html
Hinweis: Für alle o. g. Kulturen, morphologischen Erkenntnisse und
Versuche wurden künstlich
per Aussaat vermehrte Pflanzen verwandt.
.
CITES-Bescheinigungen: 182/94 und 367/96 der Stadt Essen
Bilder
(Zur Vergrößerung klicken Sie bitte auf die jeweiligen Bilder)
Spiranthes aestivalis in Kultur
Detailaufnahmen Spiranthes aestivalis
Gesamtüberblick über ein typisches Spiranthes aestivalis
Biotop in der Provence
(die dunkle Fläche rechts ist der Fundort)
Fundortübersicht mit diversen Spiranthes aestivalis
Detailfoto des
Fundortes
(die eingeblendeten Zahlen 1, 2 und 3
bezeichnen Spiranthes aestivalis)
Begleitpflanzen: 1. Serapias lingua (vegetativ)
2. Isoetes histrix
teilweise aktualisiert 8-2016
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